Handyortung von Corona Infizierten und deren Kontaktpersonen?

Einfache Antwort: weils eine beknackte Idee ist, so eben nicht funktioniert und im Zweifelsfall halt nur noch mehr Schaden anrichtet!

Natürlich könnten wir uns jetzt lang und breit über technische Aspekte unterhalten, z.B, warum eine metergenaue Ortung von Handys durch die Netzbetreiber nicht möglich ist. Aber wenn ich jetzt anfange, Ortsbestimmung per Triangulation zu erklären, hat das nur zur Folge, dass ein Teil von euch nur noch Bahnhof versteht und genervt aussteigt, während einige versuchen werden, mit mir über alternative Methoden zu diskutieren. Weder das eine, noch das andere bringt uns wirklich weiter. Worüber wir jetzt wirklich reden müssen, ist warum uns eine Handyortung von Infizierten (ungeachtet der techn. Möglichkeiten) nichts bringt.

Stellen wir uns also einfach mal vor, der Staat könnte sich kurzfristig in die Lage versetzen, indirekt den genauen Standort jedes Bürgers über sein Smartphone zu bestimmen. Dann müssten wir, als Gesellschaft, uns folgende Fragen stellen:

• Warum bitteschön würde ein Quarantänebrecher sein Smartphone mit nach draußen nehmen?
• Warum sollten wir SMS statt der Polizei schicken, wenn wir feststellen, dass ein Quarantänebrecher seine Wohnung verlässt? Wenn wir die Polizei schicken… siehe oben.
• Wollen (/Können) wir Quarantänebruch in der aktuellen Situation sanktionieren? Wenn ja, wie wollen wir ausgeschaltete Handys bewerten? Werden die Leute sich noch kooperativ verhalten, wenn ein leerer Akku automatisch einen Strafzettel oder einen Polizeibesuch nach sich zieht?
• Was machen wir mit den Leuten, die (laut Handyortung) in Kontakt mit einem Quarantänebrecher gekommen sind? Vorsorglich ebenfalls unter Quarantäne stellen? Was machen wir mit deren Kontaktpersonen? Offensichtlich steht dann recht schnell das ganze Land unter Quarantäne weil die virtuelle Infektion dem realem Virus vorauseilt. Klar, den Verdacht auf Infektion könnte man durch einem negativem Test wieder aufheben (wenn wir die Laborkapazitäten dafür hätten), aber was bringt uns das, wenn man sich direkt danach wieder eine neue (virtuelle) Infektion einfangen kann?
• Handyortung geht von einer flachen Welt ohne Barrieren (Wände) aus. Wie sieht das aus, wenn ein Infizierter seine Wohnung über einem Lebensmittelgeschäft, einer Apotheke oder dem Wartezimmer einer Arztpraxis hat?
• Was tun wir eigentlich wenn aufgrund der SMS Warnungen eine Massenpanik ausbricht?
• Werden die Menschen eine SMS Warnung überhaupt ernst nehmen und sich selbst unter Quarantäne stellen? Wenn wir davon ausgehen, dass jeder vernünftig handelt, dann bräuchten wir uns über einen Quarantänebruch doch keine Sorgen machen und könnten uns den ganzen Aufwand sparen, oder?
• Riskieren wir unter Umständen, dass Menschen sich sicher fühlen und die Hygieneregeln missachten, solange sie noch keine Warnung erhalten haben? Dann haben wir ein Problem mit Infizierten, die unter dem Radar fliegen, weil sie kein Smartphone besitzen.
• Wie verhindern wir, dass jemand, der eine SMS Warnung erhält zum Baseballschläger greift und Rache übt?
• Können wir uns darauf verlassen, dass keine Betrüger die Situation für Phishing ausnutzen werden? Eine bessere Gelegenheit, um Leute zum Anruf bei einer überteuerten “Hotline” zu bringen gibt es wohl nicht.

Unsere aktuelle Regierung ist einfach nur in jeder Beziehung unfähig. Unsere nächste Regierung wird vielleicht bösartig sein. Nach dem Debakel um die Ministerpräsidentenwahl in Thüringen müssten wir eigentlich davor gewarnt sein, dass wir gerade drauf und dran sind, einen historischen Fehler zu wiederholen, wenn wir jetzt dem Staat durch Notstandsgesetze zu viel Macht erlauben. Erst recht wenn das aufgrund von unausgegorenen Ideen passiert.