Smartphones kauft man dann besser doch nicht beim Lebensmitteldiscounter
Ich bräuchte mal wieder ein neues Smartphone als Entwicklerspielzeug. Kann von mir aus der billigste Murx sein, Hauptsache da ist ein aktuelles Android Betriebssystem drauf und es ist fabrikfrisch, d.h. nirgendwo, insbesondere nicht bei Google, registriert. Ich brauch das Teil jungfräulich. Also stiefel ich zum Discounter meines Vertrauens...
In der ersten Filiale in der ich aufschlage ist das Modell, für das ich mich interessiere aktuell ausverkauft. Ebenso in der zweiten. In der dritten habe ich “Glück”. Die Verkäuferin kommt mit einem Päckchen aus dem Lager, hält es mir freudestrahlend unter die Nase und fragt mich, während sie die Schachtel aufklappt(!), ob es das richtige Gerät sei.
Es ist das richtige Gerät. Nur leider ist es der falsche Zustand. Das Siegel ist gebrochen und das Display voller Fingerdatscher. Ich lehne ab, wofür sie kein Verständnis zu haben scheint. “Das Display kann man doch sauber wischen”, sagt sie. “Klar kann man, aber was tun wir wegen des Siegels?”, frage ich. Das Traurige ist, wäre es hier nicht um ein Smartphone, sondern um eine offene Chipstüte gegangen, hätte sie sofort verstanden, dass der Artikel nicht wieder in den Verkauf gehen darf. Aber hey, ein Sticker mit der Aufschrift “DO NOT ACCEPT IF SEAL IS BROKEN” klebt wahrscheinlich nur so zum Spaß über der Kartonlasche.
Was die Sache noch schlimmer macht ist, die Andeutung in einem Nebensatz, dass die Smartphones anscheinend bereits entsiegelt geliefert wurden. Mutmaßlich, weil der Discounter seine eigene App aufgespielt hat. Hallo die Waldfee, gehts noch?! Das ist genau das, was durch das Siegel verhindert werden sollte!
Also, nochmal zum mitmeißeln: Die Idee hinter Siegeln ist so alt wie die babylonische Keilschrift. Der Sinn eines Siegels besteht darin dem Kunden zu versichern, dass die Ware in exakt demselbem Zustand ist, wie sie den Hersteller verlassen hat. Siegel sind keine Deko Elemente und gerade bei Android Geräten ist ein gebrochenes Siegel ein absolutes no-go! Der Nutzer soll seinem Gerät intime Daten anvertrauen (schön blöd wer das wirklich tut, aber das steht auf einem anderem Blatt). Wenn das Siegel gebrochen wurde, mutmaßlich um eine App aufzuspielen, dann kann ich nicht wissen, was sonst noch so mit dem Gerät angestellt wurde.