Ein EU weiter digitaler Impfnachweis per Smartphone App?

Ich werd langsam so ein bisschen sauer, wenn ich die beiden Worte “Corona” und “App” in einem Satz höre. Nehmen wir uns zum Beispiel den digitalen Impfpass, um EU weit den Impfstatus nachzuweisen. Den hätten “wir” gerne, weil eine App auf dem Smartphone halt bequemer ist als überall seinen gelben Impfpass mit hinzuschleppen, wenn man seine Grundrechte wahrnehmen will. Und plötzlich stellen wir wieder fest: es gibt Menschen, die besitzen gar kein Smartphone. Wollen sie nicht haben, können sie sich nicht leisten, sind sie zu jung oder zu alt für. Kein Problem, möchte man an der Stelle meinen, wer kein Smartphone hat muss halt einfach den gelben Impfpass aus Papier vorzeigen. Tja…

Der gelbe Impfass ist, anders als der Name impliziert, kein Ausweis! Sein Zweck besteht (ausschließlich) in der Dokumentation einer medizinischen Leistung und folglich hat er kaum Sicherheitsmerkmale. Brauchte er in der Vergangenheit auch nicht, denn wer sich eine Hepatitis Impfung andichtete, um nach Afrika fliegen zu dürfen, schnitt erstmal nur sich selbst ins eigene Fleisch. Bei Corona ist das jetzt aber anders! Sobald man anfängt, mehr Rechte/Möglichkeiten/Freiheiten an den Impfnachweis zu binden, schafft man implizit ein Zugangskontrollsystem, sowie einen Anreiz, dieses zu umgehen.

Solange Impfpass und Impfapp gleichwertig Zugang (z.B. zum Kino) bieten, sollte eigentlich klar sein, dass man der elektronischen Form nicht mehr als der Papiervariante trauen kann. Oder anders herum gesagt, solange das Papier nicht fälschungssicher ist, braucht es die App auch nicht zu sein, sonst läuft es darauf hinaus, dann man die Haustüre mit einem Hochsicherheitsschloss ausrüstet, daneben aber ein Fenster offen stehen lässt.

So, Preisfrage: welchen Nutzen hat die App, wenn ich sie analog umgehen kann? Antwort: keinen! Sie ist lediglich Ausdruck digitaler Inkompetenz.