Mal was generelles zu Kontaktverfolgung und der Luca App im Speziellem
Kontaktverfolgung war und ist Öl ins Feuer der Pandemie!
Momentan hat die Luca App ja mal wieder nen dicken Skandal am Hacken und endlich fordern auch einzelne Politiker öffentlich, diesen App gewordenen Sondermüll endlich zu löschen. Nexenios Antwort darauf besteht, wie könnte man es auch anders erwarten, lediglich in einem billigem Ablenkungsmanöver, das besagten Politikern, mit Verweis auf die vielen, durch Luca gebrochenen Infektionsketten, Verantwortungslosigkeit vorwirft - soweit die Zusammenfassung der Woche.
Ich weiß ja nicht, wie es euch geht, aber mir platzt da jedes Mal der Kragen, wenn ich die Halbwahrheiten und verdrehten Tatsachen aus dem Luca HQ nur höre.
Zunächst einmal, ja es stimmt. Durch Luca wurden tatsächlich Infektionsketten unterbrochen. Dieser Teil ist wahr und unbestreitbar. Aber wie viele waren es denn genau? Nun, das kann niemand so genau sagen. Es spielt aber auch keine Rolle. Was eine Rolle spielt ist, dass neXenio angetreten ist, um einen Prozess aus dem Infektionsschutzgesetz zu digitalisieren. Namentlich, dass Gaststätten nur unter der Auflage öffnen durften, Gästelisten zu führen. Dank Luca sollte sich der Arbeitsaufwand hierfür auf die (formlose) Registrierung des Gewerbes in einem Webportal und das Ausdrucken eines QR Codes reduzieren, sowie gleichzeitig den Gastwirt von rechtlicher Verantwortung entbinden.
Anfang 2021, zum Höchststand der damaligen Welle, bewarb neXenio sein System dann offensiv, indem es einen Psychopathen Markenbotschafter durch die Talkshows tingeln lies, um den Zuschauern zu erzählen, dass man mit der App, die er “mitentwickelt” hat, Restaurantbesuche wieder ermöglichen könnte. Natürlich wohl wissend, dass der Gastronomiebranche nach drei Monaten Lockdown das Wasser bis zum Hals stand, sie deshalb nach Strohhalmen greifen und massiv politischen Druck pro Luca ausüben würde, um wieder öffnen zu dürfen. Luca wurde damit zu einem Baustein für Hygienekonzepte und de facto Pflicht in großen Teilen Deutschlands. Wohlgemerkt, aufgrund politischen Drucks und wirtschaftlichen Erwägungen, aber eben ohne Eignungsprüfung!
Für jeden Informatiker (und das schließt die neXenio Programmierern mit ein) ist bereits beim Überfliegen des Luca Konzepts sonnenklar, dass das System ein Pandemietreiber ist:
- Ein Stückchen Software auf dem Smartphone kann keinerlei Schutz vor Infektion bieten. Mit Luca werden somit vorsätzlich vermeidbare Infektionen in Kauf genommen (sogar beworben!), weil eine theoretische Möglichkeit besteht, potentiell Infizierte zu kontaktieren.
- Es ist techn. nicht möglich, vor-Ort zu überprüfen, ob ein Gast korrekt eingecheckt hat und selbst wenn es das wäre, haben diejenigen, die kontrollieren müssten, ein finanzielles Interesse daran, möglichst nicht zu genau hinzuschauen! Nur um die offensichtlichsten Lücken im Sicherheitskonzept zu nennen, könnte Gast einfach nur das Smartphone vor den QR Code halten, sich mit einer Wegwerf Telefonnummer registrieren, oder eine Fake App nutzen, um einer Erfassung zu entgehen. Das Phänomen, dass sich Menschen mit falschem Namen eintragen war bereits von den Papierlisten bekannt und dies zu verhindern war explizit Anspruch bei der App Entwicklung.
- Der zeitintensive Teil der Nachverfolgung ist das Abtelefonieren von Kontaktlisten, nicht deren Erstellung. Es ist also offensichtlich keine gute Idee, für möglichst gut gefüllte Listen zu werben. Genau das ist aber, was neXenio implizit tut, wenn sie sich die Gastro- und Veranstaltungsbranche als Mitstreiter ins Boot holen. Selbst ein Informatikstudent im Grundstudium kann abschätzen, dass dies sofort zu einer Überlast in den Gesundheitsämtern führt, wenn es einen Covid-19 Fall auf einer mittelgroßen Veranstaltung gibt. Das Resultat ist, dass Menschen zu spät oder gar nicht kontaktiert werden.
Wenn also ein Luca Befürworter von zehntausenden von unterbrochenen Infektionsketten redet, dann ist das in Wirklichkeit kein Maß für den Erfolg von Luca in der Pandemiebekämpfung, sondern das sichtbare Ausmaß der durch die App überhaupt erst notwendig gewordenen Schadensbegrenzungsmaßnahmen. Und das ist erst die Spitze des Eisberges! Wir werden niemals erfahren, ob bei einer Veranstaltung wirklich alle Teilnehmer ordnungsgemäß erfasst wurden, ob sie nicht bereits bei der Anreise andere infiziert haben, bzw. ob jemand, der sich auf der Veranstaltung angesteckt hat, die Infektion nicht schon längst weiter gegeben hat, bevor ihn das Gesundheitsamt erreicht.
Theoretisch gehören die Macher der Luca App geschlossen vor Gericht. Da arbeitet niemand, der nicht von Anfang an genau wusste, was er tat und dass er Geld mit der vorsätzlichen Gefährdung von Menschenleben verdienen würde. Praktisch kann man sich den Aufwand allerdings schenken, sobald man bemerkt, dass Luca zwar von neXenio entwickelt aber von der culture4life GmbH betrieben wird. Beide übrigens erreichbar unter derselben postalischen Anschrift!
Was ist eigentlich eine GmbH? Eine Gesellschaft mit beschränkter Haftung ist eine juristische Person, die in Rechtsstreitigkeiten ihre Gesellschafter vor Gericht vertritt und lediglich mit dem Firmenvermögen haftet.
Konkret bedeutet dies, dass die Bundesländer ihre Nutzungsverträge mit culture4life abschließen, welche das Geld dann, nach Abzug der Betriebskosten, in Form von Lizenzgebühren, an neXenio weiterreicht, d.h. zu keinem Zeitpunkt über relevantes Firmenvermögen verfügt. Schon alleine der Aufbau dieses Rechtskonstrukt spricht Bände.Der große Irrtum
Kontaktverfolgung kann ein Werkzeug zur Seuchenbekämpfung sein, wenn zwei Voraussetzungen erfüllt sind:
- Die Krankheit sich langsam ausbreitet (bei Atemwegserkrankungen i.d.R. nicht der Fall).
- Man unvermeidbare Kontakte absichert und alle anderen Kontakte verbietet bzw. einschränkt.
Beides ist bei der Corona Pandemie nicht der Fall!
Kontaktverfolgung begünstigt Covid-19 Überall dort, wo sich Menschen begegnen, hat das Virus eine Chance sich zu verbreiten. Wenn sich mehr Menschen treffen, weil sie sich auf eine App verlassen, die aufpasst, dann hat das Virus eben auch mehr Chancen! Die Tatsache, dass die Inkubationszeit kurz ist und ein Infizierter bereits am selben Tag zum Überträger werden kann bedeutet, dass Kontaktverfolgung uns in erster Linie dabei hilft zu sehen, wo das Virus schon gewesen ist, d.h. wir stecken viel Arbeit darein, Brücken abzubrechen, über die das Virus bereits gegangen ist, während wir gleichzeitig fleißig Neue aufbauen.
Wir haben es geschafft, aus dem Werkzeug Kontaktverfolgung einen bürokratischen Verwaltungsakt zu machen. Einen reinen Selbstzweck, der längst das eigentliche Ziel, Infektionsschutz, aus den Augen verloren hat und nur noch betrieben wird, um gesetzliche Auflagen zu erfüllen, die mit der heißen Nadel gestrickt und nicht zu Ende gedacht wurden. Im Ergebnis feiern wir die Erfolge, während wir die Fehlschläge ausblenden und uns wundern, warum wir trotzdem den Krieg verlieren.